Borgarfjörður.

Angeregt durch einen Bericht auf Kerstins Blog hat es uns letztes Jahr im isländischen Frühling in den abgelegenen Borgarfjörður verschlagen. Dieser Fjord liegt im Osten der Insel und schließt direkt nördlich an die Ostfjorde an. Von Egilsstaðir (der nächstgelegenen Stadt ~ 2300 Einwohner) nach Bakkagerði (der kleinen Ortschaft im Fjord ~ 100 Einwohner) sind es 70km. Lange fährt man am Fluss Lagarfljót entlang Richtung Norden, bis es kurz vor der Küste über eine ungeteerte Passstraße Richtung Osten geht. Oben am Pass (400m) ist alles noch dick eingeschneit. Dann geht es wieder hinunter und um ein Kap herum, bis endlich nach langer Fahrt am Ende der Sackgasse unser Ziel erreicht ist. 




Bakkagerði ist, der Sage nach, der Sitz der Elfen. Gleich nach unserer Ankunft erklimmen wir den Hügel Álfaborg, die Elfenburg. Von dort aus hat man eine schöne Sicht über das kleine Fischerdorf auf der einen Seite und auf das liebliche Tal auf der anderen Seite. Und tatsächlich, die Stimmung ist dort irgendwie "mystisch". Dunkle Wolken ziehen um die verschneiten Bergspitzen, die Sonne spitzt immer wieder durch und es ist ganz still. Wir bauen anschließend als einzige unser Zelt am hiesigen Campingplatz auf. 




Der Besitzer ist ein gemütlicher Isländer mit der Statur eines echten Wikingers. Er lädt uns zum "fishermans day" am nächsten Tag ein. Dann wird das ganze Dorf zum Hafen ziehen und mit ihren Fischerbooten aufs Meer hinaus fahren. Danach wird sich die Dorfjugend in verschiedenen Spielen (z.B. wer rudert am schnellsten in einem Fass durch den Hafen und wirft die Kontrahenten am besten noch ins Wasser) messen. Wir sind natürlich gern dabei! 

Was uns der Campingplatz Besitzer am ersten Abend allerdings anschließend erzählt lässt uns aufhorchen und unsere Herzen höher schlagen. Am Hafen gibt es nämlich auch noch eine Puffin Kolonie. Einige Versuche haben wir bisher unternommen diese liebenswürdigen Vögel zu beobachten. Unter anderem eine 34km lange Wanderung auf Værøy (Lofoten), eine luftige Klippen Besteigung und eine Traktorfahrt durchs Wat nach Ingólfshöfði (Südisland). Doch nie hatten wir Glück. Am Hafen im Borgarfjörður sollte es nun endlich soweit sein. 




Es war einiges los am Vogelfelsen. Die Papageitaucher umflogen uns zu Dutzenden. Zum Beobachten war das natürlich perfekt. Es hat großen Spaß gemacht die manchmal tollpatschigen Kleinen bei ihren lustigen Landungen auf dem Wasser zu beobachten. Der Himmel war bedeckt, aber einige blaue Lücken stahlen sich ins nachmittägliche grau. Natürlich war es unser Traum das geschäftige Treiben der Vögel auch einmal bei toller Sonnenuntergangsstimmung zu beobachten. So gingen wir den Weg zurück zum Zelt, um es nach dem Abendessen noch einmal zu versuchen. 


Das Wetter wurde besser, und es waren nur noch einige wenige Wolken am Himmel zu sehen. Perfekt. Die Sonne würde genau hinter der Papageitaucher Kolonie untergehen. Eigentlich perfekt. Doch die Vögel machten uns einen Strich durch die Rechnung. Kein einziger war da. Alle beim Fischen auf dem Meer. Durchs Fernglas konnten wir sie sehen (1. Foto). Die Sonne war im Begriff kurz vor Mitternach langsam unterzugehen. 



Wir hatten eigentlich schon innerlich abgeschlossen, doch dann kamen ein paar der kleinen Vögel zurück. Das war eine riesen Freude. Und die Sonne war auch noch ein paar Minuten da. Und jetzt bekam ich endlich zumindest ein klein wenig Zeit um im besten Licht zu fotografieren. Was für ein Erlebnis.






Die darauffolgenden Tagen, wurden wir vom Osten Islands immer wieder aufs Neue mit bestem Wander Wetter überrascht. Jeden Morgen wachten wir beinahe gleichzeitig um kurz vor 7 Uhr auf, und stürzten fluchtartig aus dem Zelt. Um diese Jahreszeit geht nämlich um 2 Uhr früh schon wieder die Sonne auf und die hatte dann eben schon 5 Stunden Zeit, unser Zelt aufzuheizen. Draußen im Sonnenschein legten wir uns dann meistens noch zum dösen in unseren Schlafsäcken in die Sonne. Die Nacht war ja, nachdem wir meistens im besten Licht bis 3 Uhr auf waren, recht kurz. 





Wir durften im Borgarfjörður eine wunderbare Zeit erleben. Jeden Tag konnten wir fürs Wandern in den umliegenden Bergen und die Vogelbeobachtung am kleinen Vogelfelsen nutzen. Ganz bestimmt werden wir einmal an diesen einmaligen Ort zurückkommen. Dort, wo das gute Wetter wohnt. Und die Puffins. Und liebenswerte Isländer. Und natürlich der Elfenkönig in der Álfaborg ...



Heute lief: Kari Bremnes - "Sang til byen"