Durch das Jahr am Wildensee.



Nur durch Zufall konnte ich diesen Ort entdecken. Eigentlich haben wir uns sogar verlaufen und wollten einen ganz anderen Weg vom Gipfel zum Parkplatz nehmen. Ich hab mich schon ein wenig geärgert, weil ich nicht mehr wusste wo genau wir sind, und es dann auch noch erneut bergauf ging. Einige Minuten später lichtete sich dann der Wald und der kleine Bergsee zeigte sich. Da begann unsere Geschichte ;) .. Es war ein lauer Spätsommernachmittag und ich hatte kein aufwendiges Kamera Equipment für die Landschaftsfotografie dabei. So entstand eher im Vorbeigehen dieses erste Foto, denn ein Termin am Abend setzte uns ein wenig unter Zeitdruck. Doch ich versprach mir, dass ich hier wieder vorbeikommen werde. 




Der Wildensee ist ein kleiner Alpensee mit kristallklarem Bergwasser. Wegen seinen rund zwei Metern Tiefe behaupten böse Zungen, er sei nur eine Pfütze. Allerdings begünstigt das trotz seiner Höhenlage die Wassertemperatur, so dass ein Bad nicht allzu viel Überwindung kostet. Außerdem beschert es dem Gewässer eine für diese Höhe außergewöhnlich reichhaltige Flora und Fauna im und um den See. Zum Beispiel gibt es hier das landesweit höchstgelegene Vorkommen des Europäischen Laubfrosches. 




Ich hielt auf jeden Fall mein Versprechen ein, und so wurde der Wildensee zu einem meiner meistbesuchten Fotoplätze in den letzten gut zwei Jahren. Auch in meinem Blog habe ich schon drei Mal in den Artikeln "Hotspot Karwendel", "Wieder Wild" und "Winter I." unter anderem von dort berichtet und Bilder gezeigt. Der Blick über den See auf die Nördliche Karwendelkette ist immer wieder atemberaubend schön. Mit diesen um die 2400m hohen Gipfeln, auf denen viele Monate im Jahr Schnee liegt, ergeben sich hier immer wieder spannende Motive und Möglichkeiten. 




Das gute daran, einen Ort zum Fotografieren öfters aufzusuchen, ist, dass man sich mit der Zeit auch immer mehr auf die Umgebung konzentriert. Man entdeckt dann Details in der Landschaft, die bei nur einem Besuch sicherlich beim imposanten Anblick der Berge untergehen würden. Außerdem wird das Fotografieren ruhiger. Es geht nicht nur mehr darum, in der kurzen Zeit des Sonnenuntergangs oder Sonnenaufgangs alles an Fotomaterial herauszuholen, sondern vielmehr die vorherrschende Stimmung zu genießen. Die Natur auf sich wirken lassen. Und auch ein wenig zur Ruhe kommen. Das Licht, die Wolken, die Vegetation, die Schneelage in den Bergen und einiges mehr, ändern sich nicht nur mit den Jahreszeiten, sondern von Tag zu Tag. Langweilig war es mir dort noch nie. 




Besonderen Gefallen habe ich an diesem Ort im Winter gefunden. So fielen die Hälfte meiner Besuche dort in die kalte Jahreszeit. Dann ist die Sicht auf die Berge besonders klar und man trifft nie auf andere Menschen. Die Strukturen von Schnee und Eis haben es mir besonders angetan, und sie bieten immer wieder wechselnde Motive. Interessant ist außerdem jedes Mal zu beobachten, wie stark die Schneehöhe von meiner Haustüre (702m) bis zum See (1136m) ansteigt. So benötigten wir einmal zur halben Umrundung des nur 240m langen Sees eine knappe halbe Stunde durch gut einen Meter Pulverschnee. Das war zwar sehr anstrengend, brachte aber auch jede Menge Spaß mit sich!




Die letzten Male dort, benutzte ich immer wieder gern neben dem Standard Weitwinkel das Teleobjektiv um interessante Details in der Landschaft und in den Bergen zu entdecken. Hier bin ich noch ein wenig am tüfteln. Und so hat sich ein interessantes neues Projekt neben den "normalen" Landschaftsaufnahmen entwickelt. Ich möchte gern jeden Gipfel charakteristisch abbilden. Außerdem bietet die Bergwand an sich auch einiges an spannenden Motiven. Hier kommt es dann umso mehr auf interessante Licht- und Wetterstimmungen an. 





Ein weiteres Highlight an einer Winter Wanderung hierher ist, die darauffolgende Abfahrt. Ich bevorzuge für die ca. 250hm durch den Wald den Bob. So geht es dann immer mit der Stirnlampe rasant durch die Dunkelheit. Das letzte Teilstück bis zum Parkplatz ist das steilste und längste. Das bietet jedes Mal eine Menge Spaß nach einem gelungenen Abend in der Natur der Alpen.




Diesen Winter lässt der Schnee leider noch auf sich warten. Das bisschen, dass es Anfang Dezember geschneit hat, leidet immer mehr unter den für die Jahreszeit viel zu warmen Temperaturen. Ich hoffe, dass wir noch einiges an Neuschnee bekommen werden. Aber egal wie es kommen mag, ich freue mich schon wieder sehr. Auf meinen nächsten Besuch an meinem Lieblingssee. 






Heute lief: Arcade Fire - "Reflektor"